Montag, 15. September 2014

#Grashaus


Da ich bisher kaum einen lebenden Aachener getroffen habe, der schonmal im Stadtarchiv war, habe ich mich zum Tag des Denkmals ins Grashaus geschlichen.
Weil die Öcher in meiner Abwesenheit einen Rat statt eines Kaisers installiert haben, brauchte man um 1250 statt der (mittlerweile verfallenen) Königshalle ein Rathaus: Man wählte dazu den heutigen Fischmarkt und die nahe Wiese mit ihrem satten Grün führte dazu, dass das Haus bald als "Grashaus" bekannt wurde. Finanziert wurde auch dieser Bau mal wieder fremd - diesmal durch Richard von Cornwall, der in Aachen gekrönt werden wollte und aus der Sache mit Wilhelm von Holland zuvor seine (finanzielle) Lehre gezogen hatte.
1656 beim großen Stadtbrand wurde das Haus schwer beschädigt und so wurde dann im 18. Jahrhundert daraus ein Gefängnis. Denn diese Bewohner hatten ja keine andere Wahl...
 
1806 wurde das Haus wegen akuter Baufälligkeit geschlossen.
 
Da die Aachener aber schon immer eigenwillig waren, schaffte es 1836 eine Bürgerinitiative, das erste Aachener Rathaus als Stadtarchiv neu eröffnen zu lassen. Seitdem lagerten dort (wie in Archiven ja üblich) viel zu viele Urkunden, Akten, Bücher und alles, was woanders keinen Platz fand. Mittlerweile sind die Belege der Öcher Stadtgeschichte in die schöne Nadelfabrik im Reichsweg umgezogen - wo es mehr Platz gibt. Und ganz ehrlich: nach der Begehung der Baustelle am Sonntag kenne ich im Grashaus keinen Raum, wo ich guten Gewissens ein Buch längere Zeit gelagert hätte #Feuchtigkeit. Die allerorten weggebröselten Kaseinfarben scheinen mir da Recht zu geben. :-/
 
Genug aber zur Vergangenheit des Hauses - Willkommen Zukunft und vor allem:
Willkommen Europa!
 
Das Haus soll bis 2015 in ein (nur thermisch und nicht thematisch trockenes) "Europäisches Klassenzimmer" umgewandelt werden, das Schulklassen erklärt, was Europa eigentlich ist und wo es vor allem hingeht. Denn dass es mehr ist, als irgendwelche Kontinentalplatten auf Wasser merkt man kaum irgendwo besser als in Aachen. 
 
Frau Maier von der unteren Denkmalbehörde der Stadt Aachen führte sehr souverän die wesentlich mehr Menschen als erwartet durch die Baustelle.
Die nicht unerhebliche Wartezeit vor dem Gebäude versüßte einigen der Wartenden (also denen, die nah genug an das Fräulein herankamen) Frau Krücken, die Abteilungsleiterin des o.g. Amtes, sowie der Mann von Frau Maier, der sich die größte Mühe gab, den Wartenden zu erklären, was wann und warum wie lange dauerte: Denn aufgeklärte Wartende sind weniger mürrische Wartende. ;-) (Danke, Frank Fäller: wenn ich mal eine Revolution verhindern muss, weiß ich, wen ich rekrutiere!)
 
Im Folgenden meine Bilder - denn Ihr alle werdet es frühestens irgendwann 2015 sehen, wenn es dann fertig ist. Bääätsch! ;-)
 


der angebaute Eingang im Hinterhof
 
Der Tordurchgang am Fischmarkt
 

Rückansicht des ganz alten Gebäudeteils mit dem alten Anbau rechts


Treppenhaus


Ich habe extra viel Eis gelutscht in den letzten 1200 Jahren... ;-)

Das Treppenhaus soll in Schablonenmalstil den Kindern den Einstieg in Europa erleichtern



Ganz schön lang, das Gebäude: Das letzte Zimmer ist der große Ratssaal...

Türbeschläge (nicht von IKEA...)

Der ehemalige Lesesaal des Stadtarchivs mit buntbemalten Säulenkapitellen

Viel Technik, die in Wänden ohne Kabelschächten untergebracht werden muss...

Diese Säule war jahrelang in einer Mauer vermauert. Deswegen ist das Kapitell auch nicht bunt...















Das Wendeltreppenhaus mit den schönen Buntglasfenstern


Barbarossa schaute den Ratsherren auf die Finger

...und ich schaute Barbarossa auf die Finger... ;-)



Einfachverglasung




"Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt"
Weiter geht dieses Bibelzitat: "die Erde aber bleibt ewiglich"




Wie viele Ratsherren wohl dachten, dass sie statt auf der Ratssitzung lieber jagen wären?

 
Viele kleine Löcher für viele kleine Punkte an den Wänden...


Das ist der ehemalige Manuskriptsaal. So trocken wie das Aachener Wetter.
 

In der Bildmitte seht ihr links ein restauriertes Achtel
 
Heizung. Archivar wollte man da auch nicht sein, oder?^^

Und in die "letzten" zwei Räume kommt die Karlspreisstiftung. Hell und modern.
 
Abschließend kann ich nur sagen:
Ich freue mich auf die Eröffnung 2015 - und wenn Ihr ein gekröntes Klappergestell seinen Schrein über den Fischmarkt rollen seht, wäre es nett, wenn Ihr mir beim Umzug helft - trotz der neu eingebauten Aufzüge im Grashaus.

Samstag, 6. September 2014

#Dombauhütte

...auf dem Aachener Kunsthandwerkermarkt 2014

>>Zum Kunsthandwerkermarkt am 6. und 7. September wird es im Domhof eine mittelalterliche Dombauhütte geben:
Zusammen mit den Handwerksfirmen, die in den letzten Jahren an der Sanierung des Aachener Domes mitgewirkt haben, wird Dombaumeister Helmut Maintz zeigen, wie die Gewerke früher gearbeitet und vor allem zusammen gearbeitet haben.
Dachdecker stellen vor, wie damals Schiefer bearbeitet wurde, Glaser wie Bleiverglasungen gemacht wurden. Seiler und Korbflechter stellen die Transportgeräte für Mörtel und Steine her. Der Schmied wird Meißel schmieden und härten, mit denen der Steinmetz die Natursteine bearbeitet. Er wird aber auch Eisenklammern herstellen, die die einzelnen Natursteine unsichtbar an der Oberseite miteinander zugfest verklammern. "Beim Schmied kann man auch eine Medaille aus Kupfer erwerben, die auf der einen Seite das Motiv Karls des Großen vom Schlussstein in der Chorhalle zeigt und auf der anderen Seite die Domsilhouette der Südseite," erklärt Maintz. Der Erlös fließt in die Aktion "Der Aachener Dom braucht Hilfe".
Ebenfalls für diesen Zweck wird zum ersten Mal der 'Aachener Domherrensenf' durch die Senfmanufaktur Böhm angeboten, an beiden Tagen gehen 30% des Verkaufserlöses an die Aktion.

Auf der Dombauhütte kann aber auch selbst ausprobiert werden: Kinder haben die Möglichkeit, ein kleines Spitzbogenfenster aufzubauen und abschließend den Schlussstein einzusetzen. Der Tretradkran im Quadrum kann an beiden Tagen genutzt werden. Die Glocken des Aachener Doms werden am Sonntag um 13.30 und 15.30 Uhr durch die Beiermannschaft St. Anna Krefeld von Hand gespielt und gebeiert. (iba/Na 168)<<

Text entnommen http://heiligtumsfahrt2014.de/nachrichtenansicht/arbeiten-wie-im-15-jahrhundert/2aea9495-b2e8-4840-8d1f-23d26a92ff55?mode=Detail
 

Ob die Herren danach wieder in der Gaststätte "Zur Mark" (heute: "Zur Rose") die Nacht zum Tage machen, ist noch offen. Nee, wat warn dat für Gelage damals 1353 -1413 dort... Ich hab' jetzt noch einen Kater so groß wie das Bahkauv!





















(Mich wundert, wie der Dom im verregneten Aachen jemals fertig wurde... ;-))

















 
Schön ist es da. Und wer eine Erinnerung für die Ewigkeit möchte:

 
Die Kupfermedaille (recht groß und schwer) gibt's für Eur 12,50 beim Schmied im Domhof.